TechRadar Fazit
Das postapokalyptische Dimensionshopping von Remnant 2 ist ein stumpfes, aber ansprechendes Abenteuer, das durch teils unpräzise Kämpfe beeinträchtigt und von viel zu großen Gegnerhorden überrannt wird. Fans von düster-schönen Umgebungen, fesselnden Schauplätzen oder der Aussicht, gemeinsam mit Freunden gegen Bossgegner in einem Soulslike-Setting zu kämpfen, werden an diesem genreübergreifenden Third-Person-Shooter dennoch ihre Freude haben.
Pro
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Atemberaubende und vielfältige Optik
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Beeindruckend reichhaltiges Setting
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Viel Spielraum für die Anpassung des Charakters
Kontra
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Kämpfe fühlen sich durch die schiere Menge an Gegnern oft unfair an
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Einseitige NPCs
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Informationen zum Test
Spielzeit: ~10 Stunden
Plattform: PC
Remnant 2 ist eines der interessantesten Spiele des Jahres. Gunfire Games hat wieder einmal versucht, das akribische Zusammenspiel eines Third-Person-Koop-Looter-Shooters mit der Skrupellosigkeit eines Soullike-Titels zu verbinden.
Auf dem Papier sollten diese beiden Genres eigentlich unvereinbar sein. Die besten Looter-Shooter überhaupt sind eng gewickelte Zyklen aus Kampf und Belohnung, die an Diablo 4 in seiner besten Form erinnern. Soulslike-Spiele wie Elden Ring versuchen hingegen, den Spieler zu verlangsamen und ihn dazu zu bringen, sich mit den anspruchsvollen Kampfmechaniken des Spiels auseinanderzusetzen. Dadurch bist du gezwungen, die Feinheiten der einzelnen Umgebungen und Bosskämpfe zu erlernen, bevor du weiterkommst.
Remnant 2 ist ein gewagter Kompromiss, der trotz seiner Mängel viel für diejenigen zu bieten hat, die nach etwas wirklich Neuem suchen. Du wirst hier weder die ausgefeilten und durchdachten Kämpfe von Elden Ring finden, noch wirst du die Befriedigung eines gut durchdachten, mit Beute gespickten Spießrutenlaufs erleben wie es zum Beispiel in der Borderlands-Reihe der Fall ist. Vielmehr wirst du eine Erfahrung machen, die sich in der Mitte zwischen diesen beiden Polen bewegt; manchmal auf unbequeme Weise, aber immer auf eine Art und Weise, die den Mut und die Innovation verrät, die das Herzstück von Remnant 2 sind.
Schon zu Beginn des Spiels zeigt sich, dass Remnant 2 mit sich selbst nicht im Reinen ist. Im Spiel kämpft und klettert dein Protagonist mit einem NPC-Freund auf der Suche nach einer befreundeten Siedlung durch postapokalyptische Ruinen. Es folgt eine Zwischensequenz, die eher an den Anfang eines Open-World-Rollenspiels von Ubisoft erinnert als an ein düsteres Soulsborne. Die Sequenz stellt den Schauplatz vor, fühlt sich aber gezwungen an und spielt mit Gefühlen, die einfach noch nicht vorhanden sind. Darüber hinaus ist es nicht die cleverste Lösung, dem Protagonist in einer Zwischensequenz eine tödliche Wunde zuzufügen, nur, um sie direkt wieder zu heilen. Man ist schließlich der Protagonist, selbstverständlich überlebt man. Sonst wäre das ein ziemlich kurzes Vergnügen mit dem eigenen Charakter gewesen.
In seinem Versuch, mehrere Genres zu bedienen, verwässert Remnant 2 seinen eigenen Geschmack und präsentiert einen Kompromiss, der zwar angenehm ist, aber zu dünn ist, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Aber nun gut. Manchmal will man sich auch keine schöne Geschichte erzählen lassen, sondern einfach nur looten und leveln während man Monster in einer postapokalyptischen Welt über den Haufen schießt. Ob das Remnant 2 schafft? Lies weiter, um es herauszufinden.
Remnant 2: Kurz und bündig
- Darum geht's: Den Nachfolger des beliebten Soulslike-Shooters
- Plattformen: PS5, Xbox Series X|S, PC
- Release: 25. Juli 2023
- Preis: 56,99€
Mit gezückten Waffen
Soulsborne-Spiele sind dafür bekannt, dass sie ihren Spielern Unbehagen bereiten. Doch wenn du deine Vorgehensweise nach einer Reihe von Toden verfeinerst, entsteht eine Art positives Unbehagen, ähnlich wie wenn du einen Juckreiz unterdrückst oder scharfe Speisen isst. Knackige, klare Kampfsysteme sorgen dafür, dass sich deine Tode verdient anfühlen, was wiederum deine Siege umso befriedigender macht.
Remnant 2 fehlt dieser Feinschliff. Für jeden Tod, der sich gerechtfertigt anfühlt, gibt es einen anderen, der sich willkürlich oder forciert präsentiert. Zu Beginn des Spiels kommt das oft durch die Spannungen zwischen dem Versuch des Spiels, einen Third-Person-Shooter zu darzustellen, der auch Nahkampfinteraktionen zulässt.
In einem der ersten Level, einer unheimlichen Kanalisation, sah ich mich oft mit riesigen Gegnerhorden konfrontiert, die mich jedes Mal überrannten. Der Spawn dieser Wellen ist mein größtes Problem. Egal wie vorsichtig ich mich durch die Level manövriert habe und egal wie viel ich geschlichen bin, sie sind immer wieder zum gleichen Augenblick aus ihren Nestern emporgestiegen und machten sich über meinen Draufgänger her. Der Umgang mit diesen Horden befand sich auf einem schmalen Grat zwischen einem absoluten Albtraum und einer unnötigen Lappalie – und ehrlich gesagt ist der ideale Kampf-Sweet Spot nie wirklich da. Das liegt zum einen daran, in welcher Dichte diese Gegnerwellen kommen und wie wenig du tatsächlich tun kannst, wenn du einmal umzingelt bist. Nach jedem Spawn einer dieser Gruppen, war der Ablauf bei mir immer gleich: Zurückrennen, zwei bis maximal drei der Gegner aus der Ferne erwischen und dann mein Großschwert zücken, um den Rest im Nahkampf zu machen.
Ideal? Bestimmt nicht. Solche Situationen schreien auch nicht unbedingt danach, als würde man sie immer perfekt meistern können. Remnant 2 scheint das allerdings von dir zu verlangen, damit du überhaupt vorwärts kommst. Und die engen, oftmals verschachtelten, Gänge der Level machen auch es nicht gerade leicht, die Gegner gut zu kiten und Herr über die Lage zu werden.
Wenn du wenige der Gegner aus der Ferne entdeckst, kannst du sie in der Regel mit Leichtigkeit aus weiter Entfernung neutralisieren – fast wie bei einem Schießstand auf der Kirmes. Haben sie dich jedoch entdeckt, bevor du sie gesehen hast und greifen von hinten oder außerhalb deines Sichtfeldes an, wirst du von der doch recht anstrengenden Betäubungsmechanik für einen Fehler bestraft, der oft unvermeidlich scheint.
Die schiere Menge an Gegnern, mit denen du in Remnant 2 gleichzeitig konfrontiert wirst, macht es für einen Solospieler schwer, den Überblick zu behalten. Man wird schnell überwältigt, der Fortschritt ist minimal und die Tatsache, dass du im Grunde keine Kontrolle über den Spawn der Wellen hast, macht das Ganze für Solospieler etwas unfair. Wenn sich genug von ihnen an dich heranschleichen, kann dich kein geschicktes Ausweichen mehr retten. Das Ausweichen fühlt sich generell umständlich und beschränkt an, so dass es schwierig ist, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man die wertvollen I-Frames einsetzt.Zumal viele Monster in einem so hohen Tempo angreifen, dass du direkt die nächste Schelle kassierst, sobald die Animation deiner Ausweichrolle beendet wurde.
Das Spiel erlaubt dir zwar Nahkampfangriffe, aber das Fehlen von einer Block- oder Parier-Mechanik ist ziemlich fragwürdig. Das macht den Nahkampf weitaus gefährlicher und sorgt dafür, dass sich der Sieg beim Schlagabtausch oft mehr nach den Launen des Zufalls als nach dem Können des Spielers anfühlt.
Feinde spawnen oft hinter dem Spieler – eine Mechanik, die leicht zu durchschauen ist, wenn man sich die Spawn-Positionen gemerkt hat, sich aber beim ersten Durchlauf billig anfühlt. Dieses Gefühl der Billigkeit tut nichts anderes, als Remnant 2 zu behindern. Gut gemachte Soulslikes sind hart, aber auch bekanntlich fair. Dank ungeschickter mechanischer Interaktionen ist Remnant 2 jedoch selten beides.
Auch die Bosskämpfe sind eine unberechenbare Angelegenheit. Obwohl einige der Kämpfe unverwechselbar sind, wie z. B. ein besonders denkwürdiger Kampf mit einem Baummonster in einer durchnässten Ruine, sind andere frustrierend und verzichten gelegentlich auf die Mechanismen, die das Spiel auszeichnen. In einem zermürbenden Kampf mussten mein Team und ich zu Beginn des Kampfes von einem verfluchten Bankett essen, was bedeutete, dass wir die Wiederbelebungsmechanik des Spiels nicht mehr nutzen konnten. Obwohl wir am Ende siegten, sorgten die willkürlichen Einschränkungen dafür, dass sich unsere Tode eher frustrierend anfühlten, als dass sie das Ergebnis unserer Fehler waren.
Diese Schwierigkeiten sorgen dafür, dass nicht die Bosskämpfe des Spiels im Gedächtnis bleiben, sondern die langen Korridore voller Gegner, die sich dem Spieler aufdrängen.
Fülle der Gefühle
Dennoch hat Remnant 2 auch für diejenigen viel zu bieten, die diese Probleme ignorieren können. Das Setting des Spiels strotzt nur so vor Geheimnissen.
Die Prämisse ist einfach: Ein weltvernichtender uralter Parasit hat auf der Erde eine Apokalypse ausgelöst. Und das dank der Einmischung von Wissenschaftlern, die Portale zu anderen Welten, die sogenannten Weltensteine, geöffnet haben. Zwei deiner Verbündeten werden in das Multiversum hineingezogen, als ein Weltstein reaktiviert wird. Du musst dich hineinwagen, um sie zu retten.
Zwar erzähle ich am Anfang dieses Testberichts, dass das Story-Telling von Remnant 2 ausbaufähig ist, aber das beschränkt sich nur auf die ersten paar Stunden, in denen eben mit Gefühlen gespielt wird, die nicht vorhanden sind. Obwohl die dialoglastige Erzählweise fehlt, die man von einem traditionellen Rollenspiel wie zum Beispiel Final Fantasy 16 erwarten würde, erzählt Remnant 2 seine Geschichte mit raffiniertem Feingefühl und weigert sich, diese fruchtbare Prämisse zu verschwenden.
Jede Dimension ist eine visuell reichhaltige Umgebung, die sich wohltuend von ihren Gegenstücken abhebt. Die Welten selbst fühlen sich an wie eine Sammlung der größten Hits des Soulsborne-Genres, liebevoll und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Man könnte zwar sagen, dass die mittelalterliche Ruinenstadt oder der verfluchte Wald von Remnant 2 eine Kopie sind, aber die Umgebungen sind optisch so ansprechend, dass sie sich eher wie ein Liebesbrief als eine Imitation anfühlen. Außerdem erkundest du diese Welten in einer zufälligen Reihenfolge, was die Hauptkampagne noch abwechslungsreicher macht.
Du wirst auch den einen oder anderen seltsamen Soulsborne-NPC finden, der seiner Umgebung Leben einhaucht. Für Bücherwürmer gibt es außerdem jede Menge Texte und Wissenslücken im Spiel zu entdecken. Remnant 2 stopft dir die Geschichten dieser Orte nicht in den Rachen, sondern ermöglicht es dir, in deinem eigenen Tempo Informationen aus der Umgebung zu ziehen. Das ist eindrucksvoll und ein echter Leckerbissen für alle, die gerne ab und zu auf Entdeckungsreise gehen.
Auf halbem Wege
Allerdings sind die Elemente des Spiels auch etwas flach. Bestimmte NPCs in der Hub-Welt wirken aufdringlich und eintönig, während die Stimme des Protagonisten nicht in der Menge zu Wort kommt, wie man es sich wünschen würde. Warum überhaupt verschiedene Stimmen zur Verfügung stellen, wenn dein Charakter dann sowieso so wenig spricht?
Die Anpassungsmöglichkeiten und Talentbäume, die sowohl in Soulsborne-Titeln als auch in Looter-Shootern üblich sind, kommen jedoch nicht zu kurz. Waffen können modifiziert werden, um ihnen sekundäre Fähigkeiten zu verleihen oder ihr Aussehen zu verändern, während die Charaktere selbst durch das Eigenschaftssystem stark angepasst werden können. Je mehr Welten du in Remnant 2 erkundest, desto mehr Eigenschaften erhältst du, oft als Belohnung für das erfolgreiche Bestehen bestimmter Herausforderungen. Das ermöglicht eine sinnvolle und lohnende Feinabstimmung.
Relikte können auch stark angepasst werden, so dass du deine Werte verbessern kannst. Die meisten der angebotenen Ausrüstungsgegenstände bieten den Spielern weitaus erfreulichere Verbesserungen als das übliche "+5% auf Schaden". Ringe und Amulette können deinen Spielstil massiv verändern, während Waffen zwar nicht in Hülle und Fülle vorhanden sind, aber dennoch eine große Vielfalt bieten.
Auch die fünf Charakterklassen sind unterschiedlich – allerdings hat mich die Tatsache, dass eine von ihnen nur als Vorbestellerbonus erhältlich ist, nicht gerade positiv gestimmt. Die zusätzliche Koop-Looter-Shooter-Mechanik, einschließlich Heilung und Stärkungszauber, ist vielleicht die größte Stärke von Remnant 2 und sorgt für ein wirklich neues Koop-Erlebnis. Auch wenn die klobigen Kämpfe die Interaktionen im Mehrspielermodus unzuverlässig machen, ist es doch sehr befriedigend, wenn du eine Horde von Bösewichten mit Teamwork überlisten kannst. Trotz seiner erheblichen Schwächen hat Remnant 2 seinen Spielern viel zu bieten – erwarte nur kein ausgefeiltes Nonplusultra-Erlebnis. Meine persönliche Empfehlung: Spiele es mit deinen Freunden im Koop, damit du nicht komplett wahnsinnig wirst.
Zugänglichkeit
Remnant 2 bietet relativ wenige Zugänglichkeitsoptionen, obwohl es einen Field of View-Schieberegler gibt. Außerdem kannst du die Bewegungsunschärfe deaktivieren – Erleichterungen für diejenigen, die unter Motion Sickness leiden oder ihr Spiel einfach nicht verschwommen sehen wollen. Leider sind das die Grenzen der Zugänglichkeitswerkzeuge von Remnant 2. Es gibt keine Unterstützung für Farbenblinde und auch keine einstellbaren Größen und Farben für Untertitel.
Wie wir Remnant 2 getestet haben
Remnant 2 wurde im Laufe von 10 Stunden Spielzeit getestet. Sowohl der Einzelspieler- als auch der Mehrspielermodus wurden ausprobiert, ebenso wie die verschiedenen spielbaren Klassen, wobei die meiste Spielzeit in die Draufgänger-Klasse geflossen ist. Ich habe mir auch die Zeit genommen, Bosskämpfe sowie optionale Nebeninhalte zu testen und die Spielwelt ausgiebig erkundet. Zudem habe ich viel Zeit mit den Tools zur Charakteranpassung verbracht, um herauszufinden, inwieweit man seinen Charakter an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann.
Wenn du auf der Suche nach einem soliden Koop-Erlebnis bist, sieh dir unsere Liste der besten Koop-Spiele an. Falls du eher auf der Suche nach einem gruseligen Spiel bist, wird dich hoffentlich unsere Liste der besten Horrorspiele in Angst und Schrecken versetzen.
Michael Winkel
Volontär
Ich bin Michael und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Gaming, Nintendo und Audio. Noch bevor es mich zu TechRadar Deutschland verschlagen hat, absolvierte ich an der Akademie für Neue Medien eine Kompaktausbildung zum Crossmedia-Journalisten. Dort lernte ich nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch wie man moderiert und gute Kurzfilme produziert. Nun bin ich bei TechRadar Deutschland als Volontär gelandet und tierisch froh, leidenschaftlich über Videospiele, Gaming und Tech zu schreiben.Erreichbar bin ich unter mwinkel[at]purpleclouds.de.
Mit Unterstützung von
- Cat BussellStaff Writer
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